- Wundermasse Gehirn
- Wie die Welt zu den Menschen kommt
- Der einäugige Friedenswunsch
- Fleischmarkt (Laurie Penny)
- „Alte“ Hypothesen als aktuelles Arbeitsmaterial – a) Literatur – b) Soziologie/Politik
- Flüchtigkeit als Basis – Manipulation als Ziel – Gedanken zu neuen Rattenfängern à la Musk, Trump
- Connaisseur des Deals
- Quiz, Liebesromanze und Krimi als Weltpolitik
1. Wundermasse Gehirn
Das menschliche Gehirn stellt einen grenzenlosen Raum an Möglichkeiten dar, der dennoch endlich ist. Die Frage, die sich stellt, ist, ob die Ausdehnung der synaptischen Struktur endlich oder unendlich ist.[1] Von außen betrachtet umfasst das menschliche Gehirn einen unbegrenzten Raum an Möglichkeiten, obwohl es in Praxis und Theorie endlich ausfällt. Die Endlichkeit, die Begrenztheit lässt mit dem Leben oder dem Weltraum vergleichen, denn das Endliche bleibt vage.
Die Trägerstruktur im Gehirn benötigt Energie, um das Außen im Innen zu verarbeiten und das Innen in das Außen zu bringen und sich selbst als biochemisches System erhalten zu können. Der Gedanke einer Ausdehnung mit Über- und Verformung von Gehirnmasse entspricht diesem theoretischen Gebäude. Jedenfalls scheint noch nie ein Mensch an Kapazitätsgrenzen des Gehirns gestoßen zu sein, wohl aber an die Grenzen des geistigen Tuns. Insbesondere Emotionen als Basis für alle Facetten von äußeren Impulsverarbeitungen bilden den Schlüssel für menschliches Sein, die hirnorganischen Voraussetzungen das Schloss. Zwischen virtuell Denkbarem und Realität im Gehirn klafft ein indefinites Zwischen. Das Zwischen lässt sich gedanklich derzeit nur umreißen, fällt jedoch individuell einzigartig aus und bildet den großen unbestimmbaren Kern der Identität.
Die Schnittstelle zwischen Hard- und Software sowie In- und Output ist bekannt, jedoch nicht am konkreten Beispiel mit Inhalten beweisbar oder formal logisch oder über die KI konkretisierbar. Zwischen ihnen herrscht bestenfalls eine begründete Vermutung. Der Weg von der Emotion zur Kognition verbleibt materiell im Dunkeln, offensichtlich aber stehen immateriell Tür und Tor offen. Bewiesen sind bisher nur gewisse Hirnareale, die bei „Benutzung“ lokalisierbar sind. Was darin wie und mit welchen Inhalten passiert, bleibt dunkel wie die Nacht. Weder die methodische Umsetzung durch Hirnstrommessungen in Konkreta der verarbeiteten Materie, noch die inhaltliche Verarbeitung weisen in der Forschung derzeit über das Vage hinaus. Wir mögen folglich verstehen, welche Transmitter existieren, doch deren Füllung z.B. mit Sprache geht über das Vage hinaus. Drastischer formuliert: Das Gehirn stellt nach bisherigem Stand für die Wissenschaft ein Mysterium dar, dessen Hardware zwar recht bekannt sind, doch die Software mit ihren Quellcodes noch eine Black Box darstellt.
„[Forschung] Wissenschaftlicher Durchbruch: So sieht das menschliche Gehirn tatsächlich aus
Ein Team der Universität Harvard hat ein beeindruckend detailliertes 3D-Modell eines menschlichen Gehirns veröffentlicht: Die Darstellung eines Kubikmillimeters derGroßhirnrinde besteht aus 150 Millionen Synapsen, 57.000 Zellen und 23 Zentimeter Blutgefäßen.“ (aus: HAWK Informationslage vom 23.5.2014 – interne Publikation der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst)
[1] https://www.stern.de/gesundheit/harvard-university–so-sieht-das-menschliche-gehirn tatsaechlich-aus-34708956.html (al)
Wie die Welt zu den Menschen kommt
… und was sie daraus machen
Im Titel „Wie die Welt zum Menschen kommt …“ bildet „die Welt“ grammatikalisch gesehen das Subjekt, „die Menschen“ sind das Objekt. In der Wahrnehmung von Menschen ist es umgekehrt, denn sie meinen, dass ihnen die „Welt“ untertan sei, zumindest wird sie von ihnen immer wieder neu „erfunden“. Unbestritten ist, dass die „Welt“ nicht unbeteiligt an der Subjektwerdung des Menschen sein kann. Die „Welt“ zeigt sich in der Vorstellung von Menschen dennoch sehr „anders“. Aus der Sicht kulturell geprägter Menschen gibt es viele „Welten“, denn sie sehen ihr Sein als Ausgangspunkt der Welt. Jedes Individuum hat und kennt seine „Welt“, wobei zwischen Inkorporierung und bewusster Aneignung geschieden werden muss. Die „gemeinsame Welt“ existiert in vagen kulturellen Vorstellungen oder fundamentalen Denkmustern. Dennoch leben die Menschen in einer „Welt“, was der Klimawandel drastisch verdeutlicht. Das scheint gegenüber Lebensrealitäten paradox: Denn: ‚Äpfel werden mit Birnen verglichen’, sagt der (deutsche) Volksmund zu einer solchen Gemengelage, doch bietet die Sprache beides mit dem Oberbegriff „Obst“ an. Auf einer abstrakteren Ebene werden Widersprüche als Fallobst kategorisiert? Nein, der Blick fundiert das Ergebnis.
Menschen leben nicht unabhängig von Gesellschaft. Der Individualismus wiederum ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. In vielen Teilen der Welt rangiert der „Kollektivanspruch“ über dem „Individualanspruch“. Die Frage ist, ob bei näherer Betrachtung dieser Perspektivwechsel überhaupt zutreffend ist. Diese Etikettierungen können durchaus Mogelpackungen sein, weil der benannte Betrachtungswinkel für die Beantwortungsrichtung entscheidend ist.
Auch bei der folgenden Aussage hängen wir in paradoxen Gefilden: Wir werden immer dümmer! Das werden viele Menschen vehement bestreiten. Wer jedoch zu der Einschätzung gelangt, dass wir gleichzeitig klüger und dümmer werden, hat Recht. Wir werden also in unserem Klugwerdungsprozess immer dümmer? Ja. Ist das objektiv so? Ja, aber … Wenn wir zur Voraussetzung erklären, dass alltäglich mehr Informationen in die Welt gesetzt werden als uns überhaupt erreichen oder wir gar verarbeiten können, dann ist der vorherige Gedanke objektiv richtig. Aus dieser Sicht wird das subjektiv nicht mehr verarbeitbare Weltwissen immer umfänglicher. Dieser Prozess lässt sich aus anderer Sicht auch als Versäulung von Wissen bezeichnen. Unsere Wissensbestände, ob sie aus der Sphäre des Alltags oder der Wissenschaft stammen, werden immer isolierter, weil das „Drumherum“ unüberschaubarer wird. Aus dieser Sicht werden wir täglich dümmer.
Dieser Gedankengang lässt sich ebenso mit einem Blick auf „Erfahrung“ nahebringen, wenn wir „Erfahrung“ in unmittelbare und mittelbare Erfahrung aufgliedern. Alle Wissensbestände die wir aus erster Hand, also unmittelbar, bekommen, haben eine hohe Schnittmenge mit den Menschen, den es ebenso ergeht. Je abstrakter aber Erfahrungen werden, desto mittelbarer sind die Wissensbestände. Auch sind sie oberflächlicher kodiert. Im Umkehrschluss können wir festhalten, dass wir die Welt nur auf einer höheren Abstraktionsstufe ansatzweise erfassen können, so dass Äpfel und Birnen wie Himbeeren, Erdbeeren oder Pflaumen zu Obst werden. Was mit – nach dem Pflücken – toten Gegenständen opportun scheint, findet gegenüber Menschen in anderen Kulturen oder Milieus deutliche Limits. Obwohl kritisch ergänzt werden muss, dass die Grenzen der Überschaubarkeit – nicht nur – gegenüber fernen und fremden Kulturen oft Differenzierungen verschüttet, so dass Vorurteile blühen. Da helfen auch keine modernen Kreuzfahrten oder anderweitige Rundreisen. In der Regel können sich die Besuchten besser in die Besucher*innen einfühlen. Die Besuchten schaffen Oasen der Entspannung, nennen wir sie „1001 Nacht“, die über phantastische Geschichten eine so nicht existente Kultur vorgaukeln. Der Gedanke, dass Reisen bilde, findet sich nicht bei den Turist*innen, sondern bei den Besuchten. Sie wissen, was Fremde wollen, so dass sie ihnen vorgaukeln, Einheimische zu sein. Die Besuchten entfernen sich mit diesen Szenarien ihrer Kultur.
3. Der einäugige Friedenswunsch
Bei einer Tagung des BSW am 28.1.2024 trat die Schriftstellerin und Publizistin Daniela Dahn auf. Sahra bat sie, so Dahn, ein paar Worte an das Auditorium zu richten. Sie, Dahn, sprach von der Roten Armee, der wir ewig zu Dank verpflichtet seien. Das BSW bezeichnete sie in ihren Ausführungen als ‚wenigstens eine konsequente Friedenspartei im Parlament‘, die gegen die wahnsinnigen Werkzeuge des Todes‘ Position bezöge. (s. Christine Dankbar, https://www.fr.de/politik/bsw-die-merkwuerdige-friedenspartei-der-sahra-wagenknecht-92800790.html, 28.01.2024, 17:06 Uhr,)
Ja, aber …
„Sie höre ja immer wieder rufen, ruft Wagenknecht, man dürfe nicht mit Wladimir Putin reden, der habe schließlich einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg begonnen. Kurze Kunstpause. ‚Reden wir etwa auch nicht mit dem amerikanischen Präsidenten?‘ Kunstpause. ‚Die haben so viele völkerrechtswidrige Angriffskriege begonnen, so viel Leid über die Welt gebracht!‘ Der Spiegel, Nr. 37, 7.9.2024, S. 15)
Ja, aber …
Das mit den völkerrechtswidrigen Kriegen auf beiden Seiten kann nicht geleugnet werden. Sie sind immer – egal von welcher Seite und zu welchem Anlass – eine menschliche Katastrophe, eine Wahnvorstellung der Mächtigen. Aber: Müsste eine „Friedenspartei“ nicht alle ihr zur Verfügung stehende Macht für das Ende aller Unmenschlichkeit aufbringen? Die ideologischen Brillen sorgen offensichtlich immer und überall für Kurz- und Fehlsichtigkeit. Sahra Wagenknecht steht mit ihrer Bornierheit bei weitem nicht allein. Der Bruch des Völkerrechts ist bei den Russen nicht besser oder schlechter als bei den Amerikanern, Chinesen …? Kriege führen nicht dazu, friedensstiftend zu sein. Hegemonial-autoritärer Scheinfrieden lautet die bevorzugte Lösung. Afghanistan, Syrien, Libyen, Somalia, Georgien, Aserbeidschan, Armenien, Bergkarabach, Kaschmir, Mali, Niger usw. zeigen (und viele andere Gebiete mehr), dass sie als Folge von Kriegen zu Failed States werden. Nationalismen, auch positiv geformt Nationalgefühl, die ihre Basis zwischen geschwurbelter Geschichte und selten rationalen Erwägungen aufweisen, gehören der alten Idee der Nationalstaaten an, die in der heutigen Verfasstheit der Welt nicht mehr existenzfähig ist. Gibt es überhaupt einen Staat, der bei seiner Gründung von der Kollektividentität der in ihm lebenden Menschen aufgebaut wurde? Diese Frage kann über die Geschichten der Nationalstaaten nur verneint werden. Grenzen wurden überall nach Kriterien von Ökonomie und Macht gezogen, so dass nicht nur nach außen, sondern auch nach innen koloniale und oder imperiale Strukturen herrschten und herrschen. Die Französische Revolution von 1789 kann als Beginn eines Musterbeispiels zu nationalen Minderheiten und deren Verfolgung gelten. Also mit „Gut“ und „Böse“ kommen wir nicht weiter. Neue Überlegungen müssen her.
Nur, wer nicht den Waffengang als ultima ratio begreift und lebt, muss auch mit denen verhandeln, die aus ihrer Sicht zu den Tätern gehören. Warum verlassen die Abgeordneten, die dem BSW nahestehen, den Deutschen Bundestag bei der Rede des ukrainischen Präsidenten? Wer Frieden will, muss mit allen verhandeln und nicht auf die schielen, die akklamieren. Nelson Mandela, der allen Grund zur Rache hatte, setzte sich mit den Schlächtern der Apartheit zusammen, um für alle Bevölkerungsgruppen in Südafrika Frieden zu schaffen. Russell-Tribunale, Vietnam-Tribunal oder in jüngerer Zeit von Milo Rau „Das Kongo-Tribunal“ sowie „Die Moskauer Prozesse (Pussy Riot)“ seien beispielhaft, wie auch die Wahrheitsfindungskommissionen in Ruanda und Südafrika erwähnt. Sie können für und mit den Bevölkerungen Objektivität besser erzeugen als das formale Rechtssytem. Waffen sind die Unfähigkeitserklärung menschlichen Sein.
4. Penny, Laurie (2012): Fleischmarkt, Hamburg
Gleichstellung von Frau und Mann ist beispielsweise in Deutschland formal kein Problem oder – wie auf der Straße zu hören ist – ein „alter Hut“. In den USA wird Donald Trump von vielen Latinos gewählt, weil sie einer Frau, Camela Harris, nicht die Präsidentschaft zutrauen. Sie wählen aus machistischen Motiven einen Mann oder gar nicht, obwohl beides der eigenen sozialen Lage schadet. Auch viele schwarze Männer fühlen sich durch eine starke Frau in ihrem Mannsein dedemütigt oder abgehängt. Ein altes Vorurteil erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Der Schein verdeckt das Sein.
„Vier Jahrzehnte, nachdem die Frauen in den meisten westlichen Ländern alle Rechte und die Gleichstellung erreicht haben, wird auf gesellschaftlicher Ebene nach wie vor ein gnadenloser und inszenierter Abscheu vor dem weiblichen Fleisch kultiviert. Unabhängig von Alter, Rasse, Physiognomie werden unsere Körper abgestraft und überwacht. Jeden Tag werden wir in Film und Fernsehen, in der Werbung und in den Printmedien, aber auch durch flüchtige Bekannte, mit unzähligen – mehr oder wenig subtilen – Botschaften bombardiert, die uns suggerieren, dass wir nicht jung genug, schlank genug und willfährig genug sind.“ (Penny 2012, 7)
Von Frauen aus der Frauenbewegung war um 1970 zu hören, dass Männer besser sehen als denken könnten. Kaum läuft eine für sie interessante Frau vorbei, verlieren sie den vorher verfolgten Gedanken beim Gaffen.
5. „Alte“ Hypothesen als aktuelles Arbeitsmaterial – Literatur, Soziologie/ Politik
In den Hochschullandschaften und Fachöffentlichkeiten zu Soziologie und Politik ist öfter zu hören, dass ältere Quellen (mehr als drei Jahre) obsolet seien. Das mag bei einigen Themen zutreffen, doch längst nicht bei allen. Als „Prüfbeispiele“ seien sechs Papiere mit Hypothesen aus dem Jahr 1992 aufgeführt.
a) Beispiele Literatur: Feuchtwanger – Zola – Bestseller (1992)
b) Beispiele Soziologie/Politik – Netzwerke/Eigenarbeit – Nationalismus und Kultur – Geschwindigkeit und Erfahrung
(1992)
6. Flüchtigkeit als Basis – Manipulation als Ziel
Gedanken zu neuen Rattenfängern à la Musk, Trump
‚Im Radio wird durchgegeben, dass ein Geisterfahrer auf der Autobahn zwischen den Abfahrten … und … unterwegs sei. Die auf dem Abschnitt fahrenden Verkehrsteilnehmer (!) werden aufgefordert, möglichst rechts zu fahren und besonders aufmerksam zu sein. Nur einer fragt sich: Ein Geisterfahrer? Alle!‘ In Gesellschaften der Flüchtigkeiten, der Kontingenzen, die von exorbitant beschleunigten parallelisierten Informationen getragen werden, so dass kaum eine tiefschürfende kollektive Meinung entstehen kann, lässt sich der Geisterfahrer mit dem Schwarz-Weiß-Denken der Fake News als einzig richtige Antwort komponieren.
Noch hält sich die Mehrheit an demokratische Regeln, auch wenn sie zwischen Individualität und Kollektivität schon beträchtlich bröckelt. Die Geisterfahrer leben die Kollision. Das große Ganze spielt spielt für sie keine Rolle mehr. Der Widerspruch wird zum Gottesbeweis. Menschen streiten sich um Inseln, wie Rentenversicherung, Corona, Klima etc., die gezielt und gewollt uns fein voneinander getrennt beschäftigen, anstatt eine Hierarchisierung von Problemen vorzunehmen. Klima und Menschenrechte müssten das Ziel einer jeglichen Hierarchisierung sein. Damit soll das einzelne Thema, wenn es denn fundiert diskutiert wird, nicht verdrängt sein, sondern seine gesamtgesellschaftlichen Implementationsbedingungen müssen ebenso bedacht werden. Wenn die Frage des Klimas und ein deutlich umfassenderes Verständnis der Menschenrechte nicht ganz oben stehen, werden wir die Wucht von menschengemachten Katastrophen täglich begrüßen dürfen. Hingegen verhindert die Überdifferenzierung eines Mosaiksteins (z.B. Wirtschaft), ohne die großen offenen Puzzles im Blick zu haben, eine Lösung der eigentlichen Probleme. Das Problem als Ganzes gehört mit einem definierten Ziel nach dem systemischen Ansatz in das Zentrum. Der drohende Klimawandel und erweiterte Menschenrechte müssten nicht nur eine generelle Prüfaufgabe im politischen und wirtschaftlichen Geschehen sein, sondern ein Tabu verkörpern, wenn ethische Voraussetzungen verletzt werden. Offen ist derzeit jedoch, wer diese Bedingungen definiert und wer sie anerkennt. Das Wissen um negative Nebenfolgen gewänne in diesem Prozess an zentraler Bedeutung, denn vieles, was konsumgerecht schillert, verlöre darüber seinen Glanz.
Gezielte Manipulationen, die über die Sozialen Medien vorgenommen werden, zerstören derzeit gehörige Teile einer denkbaren Lösung, nämlich dort, wo ökonomische, politische und meinungsbildende Macht Zahn in Zahn funktionieren. Dennoch geben viele dieser Apologeten des Fortschritts vor, der Demokratie zu dienen, obwohl sie der eindimensionalen Logik des Deals folgen und demokatische Werte gezielt torpedieren. Betriebswirtschaftslehre ohne Moral und Ethik heißt deren Lösung, die despotisch regiert wird. Elon Musk bildet derzeit im Fahrwasser von Trump einen Supermann der egozentrischen Interessen ab und sieht sich als Messias. Trump lehnt sich gen Grönland aus dem Fenster, lebt Expansionsgenüsse. Kompensierend für die eignen Ausgaben will er Verteidigungsetats der Verbündeten erhöht sehen, auch Importzölle für die US-Wirtschaft steigern. „America First“, lautet sein Credo für den großen Deal. De facto aber ist er ein egomanischer Möchte-Gern-Diktator des gewonnenen Deals der Zusammenstöße evoziert, die letztlich für ihn und seine Follower nur Kollateralschäden sind. Er kassiert die Masse ab, erweist sich als genialer Menschenfänger, der seinen Despotismus geschickt kaschiert und die Ratten einfängt, bevor sie Zähne bekommen. Anders kann nicht erklärt werden, warum Zuckerbergs Meta den „Freiheiten“ von Musks X folgt, indem Meta den Faktencheck eliminiert. Indien, Großbritannien oder Deutschland mit der EU wanken bereits. Können sie X und Meta an die Kette legen oder steht der vorauseilende Gehorsam gegenüber der Trump-Musk-Administration über den Werten der eigenen Demokratievorstellungen? Sukzessiv haben die Social Media-Kanoniere Musk und Trump, als demokratisch meinungsbildende Kraft nach eigenem Verständnis angetreten, die klassische Demokratie schon lange ausgehebelt. Sie spielen mit uns Karneval. Wir dürfen der Obrigkeit sagen, was wir wollen, wenn wir die richtige Kleidung tragen oder nur die Meinung wird akzeptiert, die in das manipulative Schema passt. Die ökonomische und politische Macht durch die Digitalisierung, den sich wenige große Akteure teilen, schlägt die klassisch demokratische Verfasstheit der Staaten in Splitter. Wahlen werden durch ‚feindliche‘ wie befreundete Staaten und Social Media in anderen Staaten gezielt von „rechts und links“ torpediert, so dass derzeit gezielt rechte Gruppierungen gefördert werden und profitieren. In der Gesellschaft der Flüchtigkeit ist nicht viel sicher. Prognostiziert kann jedoch weiterhin werden, dass die Nebenfolgen des heutigen Wirtschaftens und politischen Handelns im Gegensatz zum monetären oder politischen Erfolg weiterhin sozialisiert werden. Beispiel Internet: Die Digitalisierung produziert gigantische CO2-Mengen und fördert exorbitant kriminelle Energien wie auch die fahrlässige Unterstützung aller Formen von Gewalt gegen Menschen und Sachen. Hat der Segen gegen den Fluch eine Chance?
Der Sozialphilosoph Herbert Marcuse schuf mit dem „Eindimensionalen Menschen“ (1964) eine fundamentale Kritik an der Bedürfnismanipulation des Kapitalismus, der stetig und immer weiter Menschen einfange und abhängig mache. Damit werden sie von ihren Primärbedürfnissen (s.a. Erich Fromm) emotional überschrieben, weggelenkt, entfernt und enteignet. Dieser Gedanke findet sich noch dramatischer in der postindustriellen Welt wieder, doch auf einer gewandelten Basis und Dynamik. Die Unüberschaubarkeit (Günther Anders), die Beschleunigung (Hartmut Rosa), die Verschiebung der Wertbasis (Thomas Metzinger), die gleichzeitige Ungleichzeitigkeit (Ernst Bloch), der Verlust solidarischer Werte mit dem Kampf um Anerkennung (Axel Honneth), die Steigerung der Intensität (Tristan Garcia), das Beispiellose in der Digitalisierung (Shoshana Zuboff), das Ende linearer wissenschaftlicher Erkenntnis (Ulrich Beck) die Hyperpolitik mit zukunftslosen Trading-Algorithmen (Anton Jäger), ein mangelndes Bewusstsein der Moderne zu Widersprüchen und Paradoxien als Verlust im Fortschritt (Andreas Reckwitz) und vieles mehr förderten und fördern eine Reduktion auf betriebswirtschaftliche Ichbezüglichkeit von Unternehmen ungeheuren Ausmaßes und enteignen Individuen eines großen Teils ihrer Fähigkeiten.
Das Leben im individuellen Regiestuhl (Heiner Keupp), das Individuen in der Risikogesellschaft (Günther Anders, Ulrich Beck) angestrebt haben, gleicht zunehmend dem einer Marionette. Die Frage, die bleibt, hängt an der Haltbarkeit und Zahl der Fäden oder dem bestehenden Polster. Die demokratietheoretisch geforderte Eigenverantwortung und Mitbestimmung von Individuen sieht anders aus. Die Idee einer anderen Politik der „Verlierer*innen des Deals“ hängt in der Luft, weil der Sinn eines politischen Engagements ohnehin subjektiv nichts bringen mag oder ohne eigenes Engagement sich nichts in der gewünschten Richtung ändern kann. Trumpist*innen und andere laufen dem Deal freudig hinterher und merken nicht, dass auch sie verlieren. In einer Zeit, in der Algorithmen Geschichte schreiben, die die systemischen Prozesse Luhmannscher Prägung weiter ausfeilen, findet sich das Subjekt entfremdet und enteignet wieder, ohne es in großer Zahl zu merken. Die Rückeroberung des Systems durch kollektive Subjekte, die sich in Parteien, sozialen Bewegungen oder Russell-Tribunalen (in der Aktualität: s. Milo Rau, Kongo Tribunal 2015) bilden können, gehört auf die Agenda, um ökonomische Prozesse ihrer reinen materiellen wie personalen Selbstbezüglichkeit zu berauben.
Die heutige Unübersichtlichkeit erfordert in einem neuen Prozess ungemein viele offene Fragen anzugehen, ohne zunächst eine Antwort zu bekommen, außer dass Ambiguitäten zunehmen. Das aber wollen und können viele Menschen nicht wahrhaben und gehen dabei den rechtsradikalen Gruppierungen auf den Leim. Schwarz-Weiß-Denken bildet die Antwort auf die Flüchtigkeit des Seins: ‚Nepper, Schlepper, Bauernfänger‘. Ideologische und materielle Verheißungen „fixen“ sie an. Eine hohle Konstante, die letztlich das Denken abnimmt. Nicht nur das ökonomische System bildet das Problem, sondern ebenso die Idee der Demokratie, die über ihre Theorie hinaus strapaziert wird. Durch das Wiederemporkommen einer neuen radikalen Rechten werden systemische Bestandteile der Demokratie ausgehebelt. Nicht nur in Österreich steht eine vom Wahlvolk ermöglichte rechtsradikal konservative Koalition vor der Tür. U.a. in Ungarn, Italien, wahrscheinlich bald in Frankreich, auch Deutschland könnte in vier Jahren kippen, streben bekennend rechtsradikale Kräfte an die Macht oder zum Machterhalt. De facto sind sie demokratisch dorthin gekommen, weil sie gegenüber der breiten Bevölkerung mit populistischen Momenten für das Nationale strunzen. Während dieser Phase der Machtgewinnung lebten die alten Demokrat*innen, um pointiert zu formulieren, in ihren hedonistischen Nischen, ohne wahrhaben zu wollen, dass ihr politisches Verhalten und Verständnis gehörige Teile dazu beigetragen haben, dass Aufkommen der extremen Rechten zu ermöglichen. Im Ensemble der Etablierung von rechten und extrem rechten Parteien in Europa sollte Russlands Diktator Putin nicht vergessen werden, der fleißig via Social Media an einer Etablierung der Rechten – in der Regel via Fake News – mitmischt.
In diesem kurzen Abriss finden sich alte Quellen, die in der aktuellen Diskussion kaum vorkommen. Sie gar als überholt gelten. Diese Quellen besitzen nach wie vor analytische Stärke, die allerdings historischer wie transitorischer Anpassungen an die jeweiligen gesellschaftlichen Strukturen bedarf. Sie werden in Diskussionen oft kritisiert: ‚Hör‘ doch auf, diese ollen Kamellen, bleibe in der Gegenwart. Ich kann das nicht mehr hören.‘ Einerseits sollten wir aus der Geschichte lernen, doch andererseits sehen, dass sie keine Blaupause für heute darstellt. Menschliche Erfahrung ist übrigens nichts Anderes als ein Schöpfen aus der Vergangenheit. Wenn Denken mit Nachdenken grundsätzlich schädlich wird, degenerieren Gedanken zum geistigen Deal, einer Vereinfachung und Verinselung einer humanistischen Tradition. Denken, beraubt um das Nachdenken, kennt nur das eindimensionale „Weiter-So“. Das Weiter-So mit brachialer Gewalt der Steigerung und Modifizierung des Alten steht vor der Tür, ist gar schon über die Türschwelle hinaus. Das irrationale Moment von Macht der Musks und Trumps wird auf der Grundlage des Heute der Totengräber von Morgen. Diese zerstörerische Kraft bringt mit ihrem noch demokratisch kaschierten Despotismus komatöse Gesellschaften hervorbringt. Viele Menschen schwimmen – nicht überraschend – beglückt mit. Andere Leben mit Ambiguitäten, verherrlichen den Lehnstuhl oder … wie war das mit dem Geisterfahrer?
„Es rettet uns kein höh’res Wesen,
Kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
Uns aus dem Elend zu erlösen
Können wir nur selber tun!“
(Die Internationale, Auszug 2. Strophe)
7. Connaisseur des Deals
Selten gibt es Ereignisse, die völlig sprachlos machen. Informationen und Taten ohne größeren Sinnzusammenhang werfen dennoch die Realität über den Haufen. Der Schlüssel liegt beim Deal. Was ist ein Deal? Ein Deal ist zunächst ein Angebot. Ein Geschäftsmann1 will aus dem Angebot eine Abmachung treffen, einen Gewinn erzielen; einen Good Deal machen. Moral steht für den Dealmaker nicht zur Debatte, es sei denn, es zählt die eigene. Ein Geschäft muss her, sonst kann kein Deal erfolgreich sein. Im Idealfall müssen die Waagschalen im Gleichgewicht sein, obwohl die Währung Macht die eigentliche Schwerkraft des Equilibres bestimmt. Was soll lange diskutiert werden, wenn es einfach geht. Die Betriebswirtschaft steht als Denkmodell Pate. Nur Bilanzen zählen. Zur Blütezeit der Volkswirtschaften im Rechts-Mitte-Links-Gefüge gab es noch in Teilen ideologischen Kitt, der gesellschaftlich definiert schien. Heute – in Zeiten möglicherweise übergreifender Kriege und irrational anmutender staatliche Zollorgien – lebt der Chauvinismus wieder auf. Big Player spielen verrückt. Der Rest muss nachziehen und verbrennt damit Geld, dass gegen den Klimawandel und für die Realisierung der Menschenrechte deutlich besser angelegt wäre. Das Monetäre allein bleibt eindimensional, gar mit einer exorbitanten zerstörerischen Kraft ausgestattet. Aus der Frankfurter Schule heraus gab es den Gedanken, dass wir nicht eines Tages einen Kapitalismus von terrestrischen Ausmaßen für den Sozialismus halten sollten. Heute stehen wir vor dem Problem, dass wir uns mit einem Raubtierkapitalismus, der die Krallen nie einzieht, konfrontiert sehen, der einzig Egoismen der Big Player bedient und wahrlich nicht mit einem Kapitalismus im sozialistischen Gewand verwechselt werden kann.
1 Es gibt auch Geschäftsfrauen, doch spielen sie in diesem Zusammenhang kaum keine Rolle. Rein theoretisch formuliert: Es soll auch sozialverträgliche Deals geben.
8. Quiz, Liebesromanze und Krimi als Weltpolitik
Fernsehanstalten quellen über von Quiz und Liebesromanze, Krimis ebenfalls. „Ich weiß alles“, werde „Millionär“, der „Mörder war immer der Gärtner“. Bachelor und Bachelorette hüpfen liebenstrunken über den Bildschirm, sie wollen ihre Gefühle sprechen lassen. Quiz und Romanze prägen – wie der Krimi – die laufenden Bilder. Wollen wir so klug und liebensbedürftig sein, endlich unsere finsteren Seiten ausleben? Mitfiebern, Mitträumen, Schadenfreude, Häme, Mord, Blut alles wird bedient. Unsere Gefühle finden wohliges Aufwühlen, im Quiz möchten wir vorsagen, freuen uns, nicht dort zu sitzen, die Romanze lässt uns mitfiebern, aufbäumen, enttäuschen, auf der siebten Wolke schweben, der Krimi stülpt unsere Angstlust, unser Inneres nach außen. Einfach schön und abstoßend. So ist das Leben. Dann können wir doch beruhigt ins Bett gehen. In der griechischen Tragödie gibt es die Katharsis, die reinigende Wirkung. Die haben wir erlebt, können davon träumen und uns auf das nächste Ereignis des nächsten Tages freuen. Wie so viele Zitationen, so fällt auch diese schief aus, doch Quiz, Romanze und Krimi reinigen uns, so dass wir das Kluge, Schöne wie Grausame ausleben lassen und nicht selbst leben müssen. Oder handelt es sich um eine Anleitung für das Leben? Für welches Leben, das der Anderen, das eigene als inneres oder gespielt äußeres?
Diese leicht psychoanalytischen Entlehnungen müssen nicht sein, denn eine weitere ganz einfache Erklärung lässt sich benennen: Wir entfliehen aus dem Alltagsstress und vergessen bei der vor uns ablaufenden Gaukelei die Sorgen. Auch eine Reinigung, doch eine noch oberflächlichere, denn wir bringen uns damit nur auf andere Gedanken, während die Inhalte kaum alltagsrelevant ausfallen. Eine temporäre Flucht schafft ähnlich wie ein netter Plausch auf der Straße oder Joggen durch den Wald einen Stimmungswandel.
Differenz schafft Vielfalt. Das hieße, dass grundsätzlich das Andere ein positives Mehr bedeutet. Das Mehr kann nicht bestritten werden, das Andere schon. Wenn zu einer bestimmten Menge eine weitere hinzukommt, haben wir mehr. So verhält es sich auch im soziologischen Denken, doch wenn ich anders als in der angewandten Mathematik (außer bei der Zahl „1“) die Wertsphäre hinzunehme, dann können unter bestimmten Voraussetzungen Gedanken sich abstoßen, weil sie nicht kompatibel sind, so dass durchaus ein Kompromiss abwegig wird.
Spinne ich mein Beispiel der Fernsehgläubigen mit den Fernsehentspannenden weiter. Ein holzschnittartig zu ziehender Schluss weist Fernsehen von Soaps und Krimis als Teil der Alltagswahrnehmung und -konstruktion oder Fernsehen als Ablenkung aus. In ersten Fall prägt das die Teilerfassung der Welt, im zweiten eine kurze Flucht aus der Welt. Die dargelegte Kurzanalyse fällt einfach aus, doch hält sie in ihrer Bearbeitungsrichtung komplexen Untersuchungen stand: Die Rezeption von Fernsehunterhaltung unterliegt bei Zuschauenden vielfältigen Variationen. Sicher ist, dass Fernsehen die „Welt da draußen“ als Ausschnittmedium verschiebt. Jeder wahrgenommene Teil der „Welt“ verschiebt individuelle Wahrnehmung. Das kollektive Moment von Fernsehen und Streaming finden als gemeinsame Erfahrung immer weniger Eingang in das kollektive gesellschaftliche Gedächtnis.
Das Gegenläufige von Differenz und Vielfalt zeigt in dieser Vielfalt Erosionserscheinungen der Vielfalt. Der äußere Glanz in der Akzeptanz vieler individueller Angebote schlägt in dem Moment in das Gegenteil um, wenn keine gemeinsamen Inhalte über einen engen Kreis hinaus diskutiert werden können. Verbale Kommunikation ist das Medium für Vielfalt, sonst handelt es sich um parallelisierte Einfalt. Überhaupt fördern mehr und mehr Angebote unsere Dummheit. Wir verlieren nicht nur zusehends eine gemeinsame Sprache, sondern ebenso vergleichbare Erfahrung. Diese fehlende Konnektivität bedeutet, dass wir zwar noch eine gemeinsame Sprache besitzen, doch die Bedeutungsebene der Begriffe auseinanderknallt. Wir kennen alle die Sonne, doch sie scheint überall anders.
Als Menschen müssen wir uns jeden Tag mit Millionen von Eindrücken auseinandersetzen und bewusste – vor allem unbewusst – entscheiden, welche wir als wichtig erachten. Die täglichen Eindrücke werden im Gehirn rasend schnell bearbeitet, um ein schnelles Reagieren zu ermöglichen. Die Informationen, die verarbeitet werden müssen, entsprechen etwa 11 Mio. Bits pro Sekunde und wandern direkt ins Gehirn und werden dort gefiltert und auf ca. 40 Bits reduziert. Das bedeutet, der Mensch nimmt weniger als 1 % der Informationen, die er durch seine Sinnesorgane aufnimmt, bewusst wahr. Das limbische System in unserem Gehirn bestimmt in rasanter Geschwindigkeit die Wichtigkeit der verschiedenen Informationen. Dabei spielt der emotionale Bezug eine Bedeutung (vgl. Erpenbeck, Sauter 2019, S. 18[1]). Vor allem jedoch entscheidet unsere Vorgeschichte darüber, wie wir ausfiltern.
Einfach gedacht, das ‚Sein bestimmt das Bewusstsein‘ (Marx). Daniel Everett schreibt in seinem Buch „Das glücklichste Volk“ (2010), dass die Pirahã nicht zählen könnten, was ihm den Vorwurf einbrachte, rassistisch zu sein. Seine Antwort klingt lapidar, denn wir bräuchten in Berlin auch keinen Pfeil und Bogen. Ein kulturrelativer Vergleich eröffnet mehr Verständnis für das „Eigene“, was wiederum von Loriot sarkastisch das Jodeln für Frauen sei, denn sie bräuchten auch etwas, was die Männer nicht könnten. Damit gewinnt das Eigene mindestens zwei Dimensionen. Das Eigene, das dem Fremden übergestülpt wird und das Eigene, das wir nicht hegemonial, sondern als natürlich begreifen. Die Schnittmengen fallen deutlich aus, denn mangelnde Reflexivität bildet für beide das Triebmoment. Das Drama des Eigenen basiert auf der emotionalen Seite von Vorurteilen und überheblicher Ignoranz.
Eine Vorstufe des heutigen Habens begreift das Haben als etwas Lebensnotwendiges und nicht als etwas Repräsentatives, als etwas für die existenzielle Bedürfnisbefriedigung Hohn Sprechendes. Das Haben verliert in der Postmoderne jegliche soziale Rahmung. Der Blick im Leben der entwurzelt Habenden scheitert am fehlenden Narrativ für Anderslebende. Menschen mit Pfeil und Bogen, gar noch leicht bekleidet und Körperbemalung verziert, zählen als rückständig, primitiv oder folkloregeeignet, Stadtstreicher*innen bekommen die Etikette der Selbstschuld. Der inhärente Vergleich des Besser-Seins als Habenmentalität bildet das verinnerlichte Wachstumsgen. Wenn der Mensch in das Zentrum der Erdepochen gestellt wird, dann ist er spätestens seit dem 2. Weltkrieg der Zerstörer seiner eigenen Lebensgrundlage. Die derzeitigen weltweiten Maßnahmen gegen den Klimawandel lassen an ein Fernsehquiz denken. Vier Möglichkeiten werden vorgegeben, nur eine ist richtig, eine Million steht am Sehnsuchtsende der Puzzlehascherei. Punktuelles Wissen, punktuelle Joker, wie Hybrid- und Elektroautos als Klimabeitrag, wirken faszinierend, doch ist es menschheits- und klimageschichtlich höchstens der bekannte Tropfen auf dem heißen Stein. Amüsement brauchen wir, doch darf es nicht über tiefer Reflexion rangieren.
nach:
[1] Erpenbeck/John, Werner/Sauter 2019: Wertungen, Werte – Das Buch der gezielten Werteentwicklung von Persönlichkeiten
Idee: Konopacki, Nadja (2020): Werte als Prozess, Erziehung als Schlüssel zwischen Individuum und Gesellschaft, Hildesheim S. 36 (unv. Masterthesis)
@font-face<br> {font-family:“Cambria Math“;<br> panose-1:2 4 5 3 5 4 6 3 2 4;<br> mso-font-charset:0;<br> mso-generic-font-family:roman;<br> mso-font-pitch:variable;<br> mso-font-signature:-536870145 1107305727 0 0 415 0;}@font-face<br> {font-family:Calibri;<br> panose-1:2 15 5 2 2 2 4 3 2 4;<br> mso-font-charset:0;<br> mso-generic-font-family:swiss;<br> mso-font-pitch:variable;<br> mso-font-signature:-536859905 -1073732485 9 0 511 0;}p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal<br> {mso-style-unhide:no;<br> mso-style-qformat:yes;<br> mso-style-parent:““;<br> margin:0cm;<br> mso-pagination:widow-orphan;<br> font-size:12.0pt;<br> font-family:“Calibri“,sans-serif;<br> mso-ascii-font-family:Calibri;<br> mso-ascii-theme-font:minor-latin;<br> mso-fareast-font-family:Calibri;<br> mso-fareast-theme-font:minor-latin;<br> mso-hansi-font-family:Calibri;<br> mso-hansi-theme-font:minor-latin;<br> mso-bidi-font-family:“Times New Roman“;<br> mso-bidi-theme-font:minor-bidi;<br> mso-font-kerning:1.0pt;<br> mso-ligatures:standardcontextual;<br> mso-fareast-language:EN-US;}p.MsoFootnoteText, li.MsoFootnoteText, div.MsoFootnoteText<br> {mso-style-noshow:yes;<br> mso-style-priority:99;<br> mso-style-link:“Fußnotentext Zchn“;<br> margin:0cm;<br> mso-pagination:widow-orphan;<br> font-size:10.0pt;<br> font-family:“Calibri“,sans-serif;<br> mso-ascii-font-family:Calibri;<br> mso-ascii-theme-font:minor-latin;<br> mso-fareast-font-family:Calibri;<br> mso-fareast-theme-font:minor-latin;<br> mso-hansi-font-family:Calibri;<br> mso-hansi-theme-font:minor-latin;<br> mso-bidi-font-family:“Times New Roman“;<br> mso-bidi-theme-font:minor-bidi;<br> mso-font-kerning:1.0pt;<br> mso-ligatures:standardcontextual;<br> mso-fareast-language:EN-US;}span.MsoFootnoteReference<br> {mso-style-noshow:yes;<br> mso-style-priority:99;<br> vertical-align:super;}span.FunotentextZchn<br> {mso-style-name:“Fußnotentext Zchn“;<br> mso-style-noshow:yes;<br> mso-style-priority:99;<br> mso-style-unhide:no;<br> mso-style-locked:yes;<br> mso-style-link:Fußnotentext;<br> mso-ansi-font-size:10.0pt;<br> mso-bidi-font-size:10.0pt;}.MsoChpDefault<br> {mso-style-type:export-only;<br> mso-default-props:yes;<br> font-family:“Calibri“,sans-serif;<br> mso-ascii-font-family:Calibri;<br> mso-ascii-theme-font:minor-latin;<br> mso-fareast-font-family:Calibri;<br> mso-fareast-theme-font:minor-latin;<br> mso-hansi-font-family:Calibri;<br> mso-hansi-theme-font:minor-latin;<br> mso-bidi-font-family:“Times New Roman“;<br> mso-bidi-theme-font:minor-bidi;<br> mso-fareast-language:EN-US;}div.WordSection1<br> {page:WordSection1;