Schulische Teilleistungsstörungen und ihre sozialen Dimensionen
https://www.hawk.de/de/studium/projekte/rechnerisch-anders
Das fakultätsübergreifende Projekt Rechnerisch Anders beschreitet bewusst einen innovativen Weg. Mit einem multiperspektivischen Ansatz untersucht es verschiedene Blickwinkel auf schulische Teilleistungsstörungen wie Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) und Dyskalkulie. Die daraus entstandene Filmreihe macht nicht nur offensichtliche Herausforderungen sichtbar, sondern rückt auch oft übersehene Nebenfolgen in den Fokus.
Dyskalkulie: Mehr als nur ein Zahlenproblem
„Die Dyskalkulie wird oft unterschätzt in ihrer Relevanz.“
Prof. Dr. Claudia Mähler
Im Film Dyskalkulie: Mehr als nur ein Zahlenproblem beleuchten Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen die Herausforderungen und Chancen eines inklusiven Ansatzes in Schule und Jugendhilfe. Wichtige Themenbereiche für ein besseres Verständnis sowie den Umgang mit Dyskalkulie werden untersucht und in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit dargestellt:
- Was genau ist Dyskalkulie?
- Diagnose und frühe Erkennung
- Möglichkeiten der Unterstützung in Schule, Familie und Lerntherapie
- Psychosoziale Nebenfolgen
„Die Herausforderung besteht darin, das Kind anzunehmen. […] Vermeidungsverhalten wird von Eltern und Lehrkräften oft negativ wahrgenommen. Für das Kind ist es jedoch eine notwendige Strategie zur Bewältigung.“
Ines Huch
Ich bin mehr. Biografische Einblicke
Der Film Wie es mich (be)trifft gibt Einblicke in die Erfahrungen von zwei betroffenen Studierenden der HAWK. Ihr herausfordernder Bildungsweg und die damit verbundenen Erfolgsabhängigkeiten werden beleuchtet. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis zu schaffen und professionelle Handlungsperspektiven zu erweitern.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass ich heute hier sitze, beträgt nur 4%. Entscheidend waren Lehrkräfte und Menschen, die mich gestärkt haben und mich als Person gesehen haben. Ohne diese Unterstützung hätte ich leicht durchs Raster fallen können.“
Sabrina Ricottone
Starke Unterstützung für gestärkte Kinder
Der Film Über Umwege – gemeinsam stark trotz schulischer Teilleistungsstörung zeigt eindrucksvoll, wie Eltern und das soziale Umfeld zur Bewältigung der Nebenfolgen beitragen können. Bewegung, Kreativität und soziale Begegnungen sind zentrale Ressourcen. Fehlt diese (durchsetzungs-)starke Unterstützung, drohen schulische und soziale Exklusion.
„Kinder mit diesen Schwierigkeiten haben oft ein sehr geringes Selbstvertrauen. Sie erleben wiederholt Misserfolge und müssen viele Umwege gehen, um ihre Ziele zu erreichen. Das ist ein steiniger Weg, der mit großer Anstrengung und viel Frustration verbunden ist.“
Jürgen Becker
Fazit der Projektleitung
Das empirisch angelegte Projekt Rechnerisch Anders – Inklusives Denken in Schule und Kinder- und Jugendhilfe wird durch eine Buchpublikation ergänzt (Erscheinung 2025). Die Projektleiter*innen Björn Sedlak und Kristin Escher liefern wertvolle Impulse für die Praxis in Schule, Familie und Jugendhilfe.
„Positive (Erfolgs-)Erlebnisse, insbesondere im schulischen Kontext und außerhalb des klassischen Unterrichts, sind essenziell für die Entwicklung eines positiven Selbstbildes betroffener Kinder und Jugendlicher. Gerade durch Leistungsdruck und Bewertungen entfalten schulische Teilleistungsstörungen ihre tiefgreifenden biografischen Auswirkungen.“
Sedlak/ Escher