Bröckelnde Erfahrung als Missverständnis – ein Beitrag zur visuellen Konfusion

Lutz Finkeldey & Björn Sedlak

erschienen in

Produktion wie Rezeption von Visuellem unterliegt neben der Spannweite von naiver zu

professioneller Handhabung unweigerlich soziokulturellen Färbungen. Gebrochen wird diese Logik der Ähnlichkeitsrelation der Wahrnehmung, wenn auf der Subjektebene eine individuell biographisch tiefe Erfahrung hinzutritt. Auch zeichnen sich thematische Konjunkturen – so etwa die Auseinandersetzung mit bestimmten theoretischen Konstrukten – ähnlich eines Stimulus – mindestens temporär bedingungsvoll und nehmen in ihren Subjektivierungen Einfluss auf Wahrnehmung und Produktion von Bildlichem. Überformungen des Ursprünglichen bleiben, auch wenn sie sich als das Neue im Alten im Individuum zeigen. Der Beitrag fragt nach der Oszillation soziokultureller, subjektiver wie thematischer Kontingenz von Bildern, deren reziprokes Verhältnis es näher zu bestimmten gilt. Aufgezeigt werden Bausteine eines integrativ zu konturierenden Ansatz visueller Analyse. 

Bröckelnde Erfahrung als Missverständnis

  • ein Beitrag zur visuellen Konfusion

Schreiben, Photographie, bildhafte Metaphern bilden Begriffe, die nicht existieren und doch bekannt sind. Der Ansatz und Forschungsrichtung entscheiden darüber, wie sie existent werden. Die Subjekt-Objekt-Korrelation entscheidet darüber, wie Gesellschaft in uns kommt und wir dennoch individuell werden. Je breiter und mehr Informationen auf Menschen einstürmen, desto oberflächlicher werden sie gegenüber „ihrem Ganzen“. Rekonstruktionen entwickeln sich darüber schwieriger, denn um Methapern beispielsweise erschließen zu können müssen wir immer tiefer in die Lebenswelt der Menschen eindringen. Damit das gelingen kann, müssen Forschende zunächst sich mit sich selbst befassen. Klassisch ethnographische und in einem späteren Schritt ethnologische Forschung erlaubt es erst Bedeutungen herauszuschälen. Sprache und Bild mit deren emotionaler Unterfütterung stehen in einem dialektischen Verhältnis. Das Ungesagte, das Atheoretische, die Grundlage des Habitus, bildet das Forschungsinteresse, das mit ‚bewusster‘ Photographie und Sprache ‚gehoben‘ wird. Erodierende Metaphern, das zerfließende Punktum in Anlehnung an Barthes und deren mögliche kollektive Provenienz in entsolidarisierenden Gesellschaften stehen für den inneren Rahmen der Decodierung.

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